Der Versuch eines grundsätzlichen Prinzips, das die Verdichtung der Himmelsnebel (Sternennebel?) erkennen lässt und sich als eigene Person akkumuliert.
Alle Welten sind verbunden und bewegen sich vom Großen ins Kleine.
Die Bewusstwerdung erfolgt bei mir von der Vorstellung des Großen rückwärts ins Detail, bis ich mir meinen Platz in diesem Ganzen vorstellen kann, auch als Größenreferenz, bzw. als Miniaturpunkt.
“anderswo”
2005-2006


Hans Gercke
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG am 5. 10. 2008, 18 Uhr,
bei "Werkschau-Heidelberg" Kettengasse 2 in Heidelberg
Mehr zu sehen und zu erfahren gibt es in der Tat: Neue Bilder von Gabi Kaiser, die Erstlinge der Serie „hommage an entdecker“, sowie einige Beispiele aus dem Zyklus „anderswo“. Die schwarzweißen, samtig silbergrauen „anderswo“-Bilder, 2005 entstanden, eröffnen seltsam selbstverständliche und gerade deshalb höchst verblüffende, traumhafte Ausblicke aus alltäglichen und kaum sonderlich attraktiven Räumen – Zimmern, Straßen, Tankstellenhinterhöfen, Eisenbahnwagen und folienbedeckten Feldern – auf kosmische Ereignisse und Situationen., auf Milchstraßennebel und Mondlandschaften.
Die Himmels-Aufnahmen entstammen aus dem Fundus der NASA und des Hubble-Teleskops. Aus ihrer Verbindung mit banalen Alltags-Aspekten, aus der Kombination unterschiedlicher Maßstäbe, Bildwelten und Realitätsebenen, Ebenen, die wir normalerweise nicht zusammenbringen und so auch nicht synchron wahrnehmen können, die aber in der Realität durchaus simultan und gleichzeitig existieren, entsteht ein surreales, faszinierendes, aber durchaus auch beklemmendes, an science fiction und Apokalypse gemahnendes Szenario. Wir sehen uns mit dem ganz Anderen, Unerwarteten, Umfassenden, Unfassbaren und Geheimnisvollen konfrontiert, mit etwas, das uns nah und fern zugleich ist, das uns tatsächlich, auch wenn wir es im Alltag nicht sehen, alltäglich umgibt.
In einigen Bildern taucht, unscharf von hinten gesehen, staunend das Geschehen betrachtend, ein Wesen mit Flügeln auf. Gabi Kaiser notiert dazu lapidar: Die Flügel sind einfach da, sie stehen für nichts. Das Wesen schaut, ist gebannt, fasziniert, erschrickt, duckt sich, ist zu Flucht und Verteidigung bereit. Welten begegnen sich, und doch ist es ein und dieselbe Wirklichkeit, deren unterschiedliche Facetten sich hier im Bild vereinen.
Man denkt an Paul Klees bekanntes Diktum von der Kunst, die nicht Sichtbares wiedergibt, sondern sichtbar macht, wenn Gabi Kaiser im Skizzenbuch zu „anderswo“ notiert: Die Himmel sind fremd und doch vertraut, nicht bedrohlich, nur anders, und doch real. Wenn unsere Augen sehkräftiger wären und wir weiter ins All sehen könnten, wären diese Himmel in der Tat Teil unserer Normalität. Aber unser Sehen ist kein absolutes. Viele Tiere sehen anders, doch keineswegs schlechter, von Engeln ganz zu schweigen.
Nichts an diesen Bildern ist Erfindung, alles ist real. Noch, heißt es bei Paulus, erkennen wir nur in Bildern, noch nehmen wir – Plato lässt grüßen – Wirklichkeit nur wie in einem Spiegel wahr, sehen Fragmente, ahnen freilich ein Ganzes. Unser Wissen mehr sich Tag für Tag, doch jeder Fortschritt vergrößert zugleich unser Unwissen und vervielfacht unsere Fragen. „anderswo“, notiert die Künstlerin, ist ein kurzer Blick nach rechts und links, eine Entdeckung abseits des Wegs, ein kurzes Aufblitzen von „Etwas“.
Gabi Kaiser ist Fotografin. Ihre Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld von Dokumentation und Intuition, von Positivismus und Poesie. Charakteristisch für ihr Schaffen ist. das unbedingte Ausgehen von der Realität, „creatio ex nihilo“, wenn es sie überhaupt gibt, ist ihre Sache nicht. Doch dann, im Prozess der Arbeit, vollzieht sich das Aufspüren und Sichtbarmachen der Brüche, das Ausleuchten verborgener Nischen, das Öffnen von Türen in eine andere Dimension.
Gabi Kaiser inszeniert keine glatten und stimmigen Surrealismen, in denen die Brüche als das Normale erscheinen. Es geht ihr auch nicht um die Produktion „schöner“, gar effektvoller, Bilder. Vielmehr versteht sie ihr Arbeiten als Forschen, als Ausloten der Wirklichkeit. Künstlersein ist für sie keine Frage des Könnens, der Technik, formaler Experimente, sondern primär eine Frage der Haltung.

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie

Ausschnitt aus der Serie