“die Körnigkeit der Zeit/
geschliffene Glaslinsen”
Fotogramme 1999-2020
Mitunter empfindet Gabi Kaiser das Negativ der klassischen, analogen Fotografie als „Umweg“. Die ausgebildete Fotografin experimentiert daher seit einigen Jahren mit Fotogrammen.
Sie arbeitete mit gefundenen Linsen aus ehemaligen Theaterscheinwerfern oder defekten Objektiven, und setzte sie und das Papier verschiedensten Lichttemperaturen aus. Sie mischte den zeitverzögerten Entwickler selbst stets neu und erschuf so einen eigenen Raum handwerklicher Kreativität.
Gabi Kaiser sagt: „Urfotografischer kann man Bilder nicht herstellen“. Sie liebt es, Impulse zu geben und zu sehen, welche Antworten das Material gibt. Den Werkprozess versteht sie als eine Art Zusammenarbeit zwischen den Materialien und ihr selbst. Sie sieht genau hin, greift ein, lässt zu. Jedes Bild ist ein Unikat, doch alles andere als ein Zufallsprodukt.
Man könnte die Werkserie der Fotogramme als wissenschaftliche Studien ansehen, auf deren Basis die inhaltlich komplexere Werkserie der Soldaten und Soldatenwitwen (2018-XXX) aufbaut. Hier belichtet Kaiser hundert Jahre alte Glasnegative neu und setzt Linsen anstelle von Augen auf die Porträts. Diese Linsen sieht die Künstlerin gewissermaßen als „Portale in andere Welten“. Sie erinnern gleichermaßen an Planetenkonstellationen (Macro-Kosmos) und an kleinste Teilchen (Micro-Kosmos). Um die Linsen in einem zweiten Belichtungsdurchgang in die Fotografien integrieren zu können, sind die vorhergehenden Experimente der Fotogramme absolute Vorbedingung. Ohne diese besondere Art von Testreihen wäre Kaiser nicht in der Lage, die unterschiedlichen Belichtungsvorgänge ästhetisch überzeugend miteinander zu verbinden. Doch es wäre eindeutig zu kurz gegriffen, die Fotogramme nur als Mittel zum Zweck zu verstehen. Aufgrund ihrer weitgehenden Abstraktion, kann sich der Betrachter vollkommen auf die Vielfalt ihrer Tonalität einlassen, Lichtbrechungen verfolgen und die Komposition als Ganzes auf sich wirken lassen. Eine aufs Wesentlichste reduzierte Fotografie, die den Betrachter zu einer visuellen Meditation einlädt.
Text: Alexa Becker 2017
Linsen 1999, Fotogramme
Linsen, 1999, Fotogramme
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen” in der
Calpe Gallery, Timisoara, Rumänien
Linsen, 1999, Fotogramme
Foto: Alexander Ehhalt/ Ausstellungseröffnung Alternativ photography festival 2020, Heidelberg
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramme
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramm
“die Körnigkeit der Zeit/ geschliffene Glaslinsen”/Fotogramme