Genetisch gesehen sind wir in der Evolution nicht viel weiter gekommen als unsere Vorfahren (vielleicht von “nackt” zu bekleidet, vielleicht von “roh” zu gegarter Nahrung).

Unsere Gene stelle ich mir wie ein Schaltpult vor. Was für die Zeit in der wir leben sinnvoll ist, ist angeschaltet, also “on”, andere Gene sind “off”, da sie uns bei unseren jetzigen Tätigkeiten eher behindern würden. Je nach Anforderung unserer Zeit ergibt sich ein individuelle/ anderes Muster von “on”/ “off”.

Wenn die Kinder sich ihre Tiermasken aufsetzen, sind sie im Wald Andere, sind ursprünglicher und mit größerer Selbstverständlichkeit Eins mit ihrer urevolutionären Vergangenheit.

Egal wo ich den Wald durchstreife, immer stoße ich auf selbstgebauteTipis/ Behausungen meist aus Ästen gebaut. Es scheint ein kollektives Bedürfnis, eben urevolutionär, sich in der Natur einen Unterschlupf zu bauen, ein Werkzeug zu suchen, die Umwelt zu gestalten

— ich erinnere freisein

(Beginn des Projekts mit meinem Notizbucheintrag 2014)

“ich erinnere freisein”

(Atavismen)

2015-2017

Gabi Kaiser „Abseits des Wegs“ Einführung von Stefanie Kleinsorge 06.12.2015 Galerie Tudox

anlässlich der gleichnamigen Ausstellung (Ausschnitt)

Die Werkreihe „Ich erinnere Freisein“, so legt es der Titel nah, gründet ebenso auf einer unfreien Situation. Er beinhaltet zugleich die Frage nach dem, was davor war.

Wo waren wir, als wir noch frei, noch nicht vom Weg abgekommen waren? Wann könnte das gewesen sein? Wie weit muss man zurück gehen, um etwas darüber zu erfahren?

Wie weit können wir uns überhaupt erinnern?

In der Regel reicht die Erinnerung bis in unsere eigene Kindheit zurück. Es mag in dieser Analogie des Zurückgehens begründet liegen, dass Gabi Kaiser in „Ich erinnere Freisein“ Kinder für die künstlerische Spurensuche einsetzt. Sie tragen Kopfbedeckungen die Tierköpfen nachgebildet sind. Auf den Fotografien übermalt Gabi Kaiser den Kopfbereich besonders stark und hebt so die tierischen Merkmale hervor, während die Gesichter der Kinder verblassen. Als Husky und als Pandabär, durchstreifen sie Kulturlandschaften, die wir gewohnt sind als Natur zu betrachten. In Wäldern, an Seen und am Meeresufer scheinen diese hybriden Figuren einerseits fremd, zugleich aber auch zuhause zu sein, zu suchen und sich bereits eingerichtet zu haben. Nur im Interieur wirken sie wirklich fremd.

Wie eine Anthropologin oder Ethnographin untersucht Gabi Kaiser die mit dem Apparat erzeugten Bilder. Die verschiedenen Techniken, die sie hierzu verwendet dienen dazu, ihre eigenen Sinne ebenso wie diejenigen des Betrachters in die Welt auszudehnen.

„Wenn eine neue Technologie einen oder mehrere unserer Sinne in die soziale Welt ausdehnt, werden sich neue Verhältnisse zwischen allen unserer Sinne ergeben“, sagt Marshall McLuhan in seinem Buch „Die Gutenbergalaxis“: Und weiter: „Dies ist vergleichbar mit dem Hinzufügen einer neuen Note zu einer Melodie. Wenn sich die Verhältnisse der Sinne in irgendeiner Kultur ändern, wird das, was vorher klar war trüb werden, und was unklar oder trüb war wird durchsichtig werden.“

Gabi Kaiser wendet den Blick dahin, wo es für uns zurzeit eher unklar und trüb ist, auf das wir uns erinnern, woher wir kommen, damit wir einen Weg in die Zukunft finden.

s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

 
s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

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s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

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Haus am Wehrsteg, Kabinett, 2020

Haus am Wehrsteg, Kabinett, 2020

 
Haus am Wehrsteg/ RNZ

Haus am Wehrsteg/ RNZ

s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

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s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

s/w Handabzug, Graphit, Kreide/ Ausschnitt aus der Serie

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